Gefühlte Vibrationen

Brummtöne und Vibrationen

Kleine Einleitung, Schall und das Hören:

Durch die Schwingungen der Schallquelle werden umliegende Luftmoleküle angestoßen und geraten dadurch ihrerseits in Schwingung. So entsteht Luftschall. 

Dieser dringt über Außen- und Mittelohr in unser Innenohr, dann kommt es zur Umwandlung der Schallwellen in neuronale Impulse. Ergebnis: Wir hören, weil unser Gehirn die Luftschwingungen als Klänge wahrnimmt.

Luft- und Körperschall:

Ruhestörung und Lärmbelästigung wären in Wohnhäusern kein Problem, wenn Schall ausschließlich als Luftschall vorhanden wäre. Blieben Fenster und Türen geschlossen, würden die Bewohner:innen nur ihre eigenen Geräusche wahrnehmen, da keine Luft und damit auch keine Schallwellen in die Wohnung hinein oder aus ihr hinaus gelangen könnten.

Schall breitet sich jedoch nicht nur in der Luft, sondern auch in festen Körpern aus. Luftschallwellen werden zwar zu einem großen Teil reflektiert, wenn sie beispielsweise auf eine Wand treffen, dennoch geht ein kleiner Teil des Schalls auch in die Wand über.

Die z.B. laut aufgedrehte Stereoanlage der Nachbarn wird daher unweigerlich messbare Körperschallschwingungen in einer Wand verursachen. Luftschall wird in sogenannten Körperschall umgewandelt.

Körperschall in Wänden oder anderen Festkörpern kann nicht nur durch die Umwandlung von Luftschallquellen, sondern auch durch direkte Krafteinwirkung auf einen Festkörper entstehen, beispielsweise durch das Einschlagen eines Nagels in eine Wand oder durch eine nicht sachgemäß aufgestellte Waschmaschine. Entsteht Körperschall durch das Begehen eines Bodens oder einer Treppe spricht man von Trittschall.

Sehr tiefe und laute Schallfrequenzen sind spürbar. 

Z.B. schwingen Bassläufe eines Musikstücks nicht nur in Wänden und Böden sondern auch im menschlichen Körper als Körperschall. Bei hohen Schalldrücken können wir sie daher nicht nur hören, sondern auch über mechanische Sensoren in unserer Haut fühlen. Bei Frequenzen im hörbaren Bereich wird man den Schall allerdings immer erst über die Luft hören, bevor man ihn über den Boden spürt. Denn schwingende Festkörper, wie Wände und Böden, setzen die umgebenden Luftmoleküle in Bewegung und fungieren so selbst als Schallquellen. Die zu laute Musik anderer Hausbewohner gelangt so durch die Wand unweigerlich auch in die Luft der Nachbarwohnungen. Da unser Ohr sehr viel empfindlicher ist, als die mechanischen Sensoren in unserer Haut, wird man den Körperschall in den allermeisten Fällen erst über die Ohren hören, bevor man ihn im Körper spürt (vorausgesetzt es handelt sich um hörbare Frequenzen).

Physikalische (reale) oder gefühlte Vibrationen?

Um tatsächliche Erschütterungen zu spüren, welche durch Körperschall oder Luftschall verursacht werden, müssen sehr hohe Schalldruckpegel vorhanden sein, denn es wird verhältnismäßig viel Energie benötigt, um ganze Häuser schwingen zu lassen. Beispielsweise wären schwerer LKW- oder Eisenbahnverkehr in der Lage, ein Haus spürbar zum Schwingen zu bringen. Die Auswirkungen solcher Schwingungen, wie z.B. klirrende Gläser oder klapperndes Geschirr in den Schränken, könnten von allen Bewohnern eines Hauses wahrgenommen werden.

Laut einer Umfrage in unserer Brummton-Facebook-Gruppe nehmen über 50% der Teilnehmenden neben einem Brummton auch Vibrationen in ihrem Körper wahr.

Viele von ihnen gehen davon aus, dass der von ihnen wahrgenommene Brummton auch der Verursacher für ihre Vibrationen sein muss. Es wird angenommen, dass das Gebäude, in dem die Betroffenen leben, durch Schall in Schwingung versetzt wird, was die Betroffenen dann in ihrem Körper spüren können.

Wie im vorhergehenden Abschnitt schon erläutert, wären sehr hohe Schalldruckpegel erforderlich, um ein Gebäude spürbar zum Schwingen zu bringen. Daher müsste man davon ausgehen, dass diese hohen Schalldrücke recht einfach durch Messungen nachzuweisen wären. Dennoch zeigen Messungen überwiegend niedrige oder ortsübliche Schallbelastungen, durch die eine solche Schwingung eines Gebäudes nicht zu erklären wäre. Wenn also kein Luftschall mit hohem Schalldruck vorhanden ist, kann ein spürbarer Körperschall im Gebäude nahezu ausgeschlossen werden.

Darüber hinaus treten Vibrationswahrnehmungen nicht nur bei Brummtonhörern auf, sie werden auch als Symptom bei anderen Krankheiten genannt.

Man weiß also, dass Vibrationen nicht nur wahrgenommen werden können, wenn tatsächlich etwas durch Schall in Schwingungen versetzt wird, sondern dass es auch medizinische Zusammenhänge geben kann, die Betroffene Vibrationen in ihrem Körper fühlen lassen.

Wie genau diese Zusammenhänge medizinisch zu erklären sind, ist bis jetzt weitestgehend ungeklärt.

Es scheint, sowohl bei der Wahrnehmung des Brummtones, als auch bei der Wahrnehmung von Vibrationen, viele Übereinstimmungen bei den Betroffenen zu geben, die eher auf eine innere Ursache als auf tatsächlich vorhandene Brummtöne oder reale Vibrationen schließen lassen. Link: Tieftontinnitus Merkmale und Eigenschaften

Infraschall als Ursache für Vibrationen?

Unter Infraschall wird Schall unter 16 Hz verstanden. Er ist in der Regel nicht mehr tonal hörbar und wird daher typischerweise nicht mehr als reiner (Brumm-)Ton, sondern eher als eine Art Flattern wahrgenommen.

Infraschall ist aufgrund der Hörschwelle des menschlichen Hörapparates erst ab einem sehr hohen Pegel wahrnehmbar. Solche hohen Pegel sind sehr leicht messbar.

Extrem hohe Infraschallpegel treten in der Regel beim Fahren mit dem Auto, der Bahn oder beim Fliegen mit dem Flugzeug auf. Es wäre naheliegend, dass Menschen welche annehmen, Infraschall würde ihre Beschwerden verursachen, erhebliche Belastungen beim Nutzen der bereits erwähnten Verkehrsmitteln haben.

Wie wir mittlerweile durch Experimente bestätigen konnten, können betroffene Menschen mit Tieftontinnitus oftmals nicht zwischen einem realen und einem inneren Brummton unterscheiden, da der innere Brummton von ihnen als realer, von außen kommender Ton, wahrgenommen wird. 

Ähnlich mag es sich mit den Vibrationen verhalten, die viele Brummton-Betroffene wahrnehmen. Obige Erklärungen helfen vielleicht dabei, besser zwischen realen und gefühlten Vibrationen zu differenzieren.

Welche Hinweise gibt es darauf, dass die wahrgenommenen Vibrationen eine innere Ursache haben könnten? 

  • Viele Betroffene schildern, dass sie ihre Vibrationen besonders stark zu Zeiten wahrnehmen, in denen die Umgebung normalerweise eher leise ist, beispielsweise abends und nachts.
  • Tatsächlich vorhandene Lärmbelastungen lösen nicht zwangsläufig auch Vibrationen aus.
  • Andere Menschen nehmen, auch wenn sie sich im gleichen Raum befinden oder im gleichen Bett schlafen, die Vibrationen nicht wahr, selbst wenn die Betroffenen schildern, regelrecht „wachgerüttelt“ zu werden.
  • Vibrationen können phasenweise unterschiedlich stark sein, ohne dass eine Veränderung der Lärmbelastung in der Umgebung festzustellen ist.
  • Vibrationen nehmen zu, je länger die betroffene Person körperlich zur Ruhe kommt.
  • Vibrationen werden z.B. im Bett als besonders stark empfunden, obwohl eine Matratze eigentlich zur Dämmung bzw. Entkopplung beitragen müsste. 
  • Messungen ergeben keine Schalldrücke, welche spürbare Erschütterungen erzeugen könnten.
  • Vibrationen werden oft auch dann wahrgenommen, wenn der Brummton nur leise oder nicht vorhanden ist.
  • Manche Betroffene schildern ein Gefühl, als würde ein leichter elektrischer Strom durch den Körper fließen. 
  • Die Körperpartie, in der die Vibrationen gefühlt werden, ist nicht immer identisch mit dem Körperteil, welcher den Boden berührt. Die Vibrationen breiten sich im Körper nicht so aus, wie sie es täten, wenn eine Oberfläche, auf der man steht, vibrieren würde. Oft ist das Gefühl eher eine „wellenartige“ Ausbreitung, linke und rechte Körperseite können zur geichen Zeit unterschiedlich betroffen sein.
  • Manchmal werden Auslöser für die Vibrationen geschildert, beispielsweise Kühltruhen oder andere Geräte, die aber nur bei den Betroffenen selbst Vibrationen verursachen, nicht jedoch bei anderen Personen.

 

 

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